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MZ
Mitteldeutsche Zeitung

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Ausgabe: 14.08.2003    
Heide-Süd - Käufer bringt Stadt aus dem Konzept

Investoren wollen neben Technologie Dienstleister ansiedeln

VON Günter Kowa, 21.11.03, 18:40h, aktualisiert 19:34h

 
Halle/MZ. Es gibt eine überraschende Wende im Dauerstreit um den geplanten Neubau des Technologie- und Gründerzentrums (TGZ) auf dem Gelände der denkmalgeschützten Landesheilanstalt in Heide-Süd. Eine hallesche Investorengruppe um den Bauträger "Atelier Bau" (mit Sitz in einer der Villen der ehemaligen Anstalt) hat bei der Stadt eine Kaufabsichtserklärung für das gesamte Areal eingereicht.
Das Ansinnen stellt ein seit mehreren Jahren von der Stadt verfolgtes Konzept in Frage. Sie will dort langfristig ein Zentrum für Hochtechnologie entwickeln, für das jedoch außer dem TGZ bisher kaum Investoren gefunden werden konnten. Die südliche Hälfte der historischen Hofanlage der Heilanstalt wird für das TGZ geopfert, mit der Option auch die Nordhälfte abzureißen, wenn binnen zwei Jahren kein Nutzer zur Verfügung steht.

Der Sprecher der Investorengruppe, der Direktor von "Atelier-Bau", Heiner Schneider, hat auf Anfrage erklärt, er erkenne in dem Stadtteil hohe städtebauliche Qualitäten, für die Interesse zu wecken wäre, wenn Leerstand und Verfall beseitigt würden. Nach einer zügigen Sanierung der Gebäude könnte gezielt nach Mietern gesucht werden.

Allerdings müsse die Bandbreite der zugelassenen Branchen über den Technologiepark hinausgehen. Außer wissenschaftsorientierten Instituten und Firmen wäre auch ein Spektrum von Dienstleistern sowie Behörden anzuwerben. Dazu gehörten etwa Anwälte, Ingenieure, Ärzte, Kliniken. Die von der Stadt vertretene "reine Lehre" des Technologiezentrums hat nach Schneiders Überzeugung keine Aussicht auf Verwirklichung innerhalb realistischer Zeiträume.

Der Leiter des halleschen Amtes für Wirtschaftsförderung, Heinzfriedrich Franke, wollte sich am Freitag zu der konkreten Kaufabsicht nicht äußern. Mit großem Nachdruck unterstrich er aber noch einmal die Pläne der Stadt, "mit wenn auch kleinen Schritten" das Areal zum "zweitgrößten ostdeutschen Technologiezentrum nach Berlin-Adlershof" auszubauen. Ein "Verramschen zum Gewerbepark" würde das Vorhaben und damit "das wichtigste Potenzial" zunichte machen, das Halle wirtschaftlich zu bieten habe.
 
Kommentar Seite 11
Landesheilanstalt - Ein spätes Erwachen
von Günter Kowa

Dieser Tage ist im Licht und in den Farben des Spätherbstes das Gelände der Landesheilanstalt in Heide-Süd trotz des Verfalls in all seinem architektonisch und landschaftlichen Reiz zu betrachten. Als ein Stadtviertel ist es unvergleichlich und kostbar. Davon schwärmt auch die Stadtverwaltung in ihren Broschüren zum Technologiezentrum, das sie dort plant.
Seitdem aber der vorgesehene Neubau des Technologie- und Gründerzentrums den Kern der Anlage beansprucht und sie pessimistischen Prognosen zufolge bald ganz auslöschen wird, hat die Stadt ein Problem. Sie kann die Konsequenz nicht leugnen, dass mit den Abrissen das sensible Areal sein Gesicht verliert. Klar geworden ist das allen aber viel zu spät. Das gilt auch für die Investoren, die nun ein anderes als das städtische Konzept favorisieren.
Sie verstärken aber den Rechtfertigungdruck auf die Stadt, die den Abriss des Denkmals der Landesheilanstalt nur mit einer fernen Zukunftshoffnung begründen kann.
 
   

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