Halle/MZ. Die Idee, die denkmalgeschützte Provinzial-Irrenanstalt in
Heide-Süd abzureißen, stößt im Stadtrat auf Bedenken. Der Planungsausschuss
entschied am Dienstag noch nichts. Stattdessen wurde einem Antrag der
Hal-Stadträtin Dorothea Vent (Mitbürger) zugestimmt, die Beschlussfassung um
vier Wochen zu verschieben.
"Man fragt uns schon, wieso es nicht losgeht in Halle."
wolfgang lukas
tgz-geschäftsführer
Die Heilanstalt soll Platz machen für einen Forschungsneubau.
Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler (SPD) wollte bereits auf der Ratssitzung am
30. April grünes Licht einholen. Doch so rasch geht es nicht. Der Abrissplan
wird inzwischen überregional von Denkmalschützern kritisiert. Vent schlug eine
Gesprächsrunde vor, moderiert vom Präsidenten der Architektenkammer
Sachsen-Anhalts, Ralf Niebergall, der appelliert hat, die im 19. Jahrhundert
nach italienischem Vorbild errichtete Landesheilanstalt zu erhalten.
Der Stadtrat sitzt jedoch in der Klemme: So schnell wie möglich muss im
Innovationspark ein Standort für den dritten Baukomplex des Technologie- und
Gründerzentrums (TGZ) festgelegt werden. Europäische Fördermittel sind laut
TGZ-Chef Wolfgang Lukas bereits bewilligt. „Man fragt uns schon, wieso es
nicht losgeht in Halle." Lukas und der städtische Wirtschaftsförderer Heinz
Friedrich Franke wollen die leer stehende Heilanstalt abreißen, um dort den 33
Millionen Büro teuren TGZ-Neubau zu errichten. Das TGZ in den Altbau
einzufügen, sei nicht möglich. Auch stelle das verfallene Grundstück ein
Problem für jene Unternehmen dar, die sich in der Nachbarschaft angesiedelt
haben.
Lukas erklärte, das Areal der Heilanstalt sei überhaupt der einzige Platz, der
sich eigne für das TGZ. Nur dort sei künftig ein ungestörter Betrieb der
geplanten Reinräume garantiert. An anderen Standorten drohe deren zeitweilige
Stillegung, falls in der Umgebung weitere Baumaßnahmen stattfinden. „Reinräume
vertragen keine Erschütterungen", sagte Lukas.
Eine Ausschussmehrheit blieb skeptisch. „Wir sollten keinen Schnellschuss
machen", äußerte Ingo Kautz (CDU). Christian Feigl (Neues Forum) warnte vor
einer Abrisslawine in Heide-Süd, wenn dort die Heilanstalt als wichtigstes
Denkmal falle. Tilo Biesecke (SPD) meinte, die Stadt müsse sich jetzt
entscheiden, welches Ziel höher stehe, die Ansiedlung von
Hochtechnologie-Firmen oder der Denkmalschutz. Die SPD unterstütze alles, was
der Ansiedlung diene.
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