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MZ
Mitteldeutsche Zeitung

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Ausgabe: 10.04.2003    
Innovationspark Heide-Süd
Alter Heilanstalt droht Abriss
Stadt: Gebäude nicht zu erhalten - Denkmalpfleger üben Kritik
VON Andreas Lohmann, 09.04.2003, 20:23h, aktualisiert 21:14h
Die im 19. Jahrhundert gebaute Landesheilanstalt in Heide-Süd soll Platz machen für einen Forschungsneubau. Ein Abrissantrag der Stadt liegt vor. Er betrifft jedoch nicht die 1864 erbaute Kirche (vorn im Bild). Denkmalpfleger plädieren für den Erhalt aller Bauten.

(MZ-Foto: Lutz Winkler)

Halle/MZ. In Heide-Süd droht der Abriss eines großen denkmalgeschützten Gebäudekomplexes. Es handelt sich um die im 19. Jahrhundert errichtete Landesheilanstalt. Die Stadt Halle ist Eigentümerin und hat, wie die MZ erfuhr, beim Regierungspräsidium einen Abrissantrag gestellt. Noch aber hat die Obere Denkmalbehörde nicht darüber entschieden. Das Vorgehen des Rathauses birgt Zündstoff. Kritik äußerte am Mittwoch das Landesamt für Denkmalschutz.

Hintergrund des Konflikts: Die Stadt will auf dem Anstaltsgrundstück, das im Innovationspark liegt, einen weiteren Neubau für das Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) errichten. Dort soll künftig an nano-strukturierten Materialien geforscht werden. Ein Thema, dem Experten eine große Zukunft vorhersagen.

Die Verwaltung begründet ihren Abrissantrag damit, dass es nicht möglich sei, die Altbauten der Heilanstalt für das TGZ zu nutzen. "Die Gebäude sind in zu schlechtem Zustand, einige Teile sogar einsturzgefährdet", äußerte Stadtsprecher Dirk Furchert. Es sei zu teuer, sie zu sanieren. Acht Millionen Euro stünden im Raum. Auch sei es nicht gelungen, private Investoren aus der Hochtechnologie für den Komplex zu interessieren, da er wegen begrenzter Deckenhöhen und festgelegter Grundrisse keine Labore und Forschungsgeräte aufnehmen könne. Furchert sagte, der Abrissantrag beziehe sich nicht auf die zur Anstalt gehörige Kirche.

Noch können die Bagger nicht anrollen. Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler (SPD) ist auch auf die Zustimmung des Stadtrates angewiesen. Dem Abriss steht derzeit ein Ratsbeschluss aus dem Jahre 1995 im Wege. Damals hatte sich die Stadt dazu bekannt, neben der "Königlichen Irrenheil- und Pflegeanstalt der Provinz Sachsen" weitere denkmalgeschützte Gebäude auf dem ehemaligen Kasernengelände zu erhalten. Dieses Ziel müsse wegen zu großer Probleme geändert werden, erklärt Häußler in einem Beschlussentwurf für den Stadtrat.

Das Landesamt für Denkmalpflege setzt sich für den Erhalt des Komplexes ein. Er stelle ein überregional bedeutsames Baudenkmal dar, so Landeskonservator Gotthard Voß. Die Anstaltsbauten seien ab 1844 im Stile italienischer Landhäuser errichtet worden. Eine Kirche und locker gruppierte, villenartige Wohnhäuser gehörten zu einem gartenstadtähnlichen Ambiente. Die auf einem Hügel gelegenen Bauten hätten zu ihrer Zeit einen neuen Typ von Heilanstalten verkörpert.
 

   

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